AgdeAgde besteht neben dem am Hérault gelegenen Hauptort aus drei weiteren zum Teil in einiger Entfernung gelegenen Ortsteilen: Le Grau d'Agde (hier mündet der Hérault ins Meer), La Tamarissière und Le Cap d'Agde als wohl bekanntestem Ortsteil. Mit ca. 21.000 Einwohnern (unter ihnen viele Spanischstämmige, die einst vor dem Bürgerkrieg in Spanien flohen) ist Agde nach Montpellier, Nîmes, Béziers und Sète die fünftgrößte Stadt des Languedoc. Die Stadt ist eine griechische Gründung um 550 v. Chr. herum. Sie lag zu jener Zeit noch direkt am Meer. Stete Verlandung aber führte dazu, dass sie heute ca. 4 Kilometer landeinwärts aufzusuchen ist.In römischer Zeit spielte Agde zunächst keine herausragende Rolle, bis dann schießlich in der Spätzeit hier um das Jahr 400 herum ein sehr frühes Bistum gegründet wurde, das im Jahr 506 sogar Gastgeber eines Konzils gewesen ist. Im Spätmittelalter ist der Bischof von Agde mehr als einmal zum politischen Gegenspieler der 20 Kilometer entfernten Königsstadt Pézenas geworden. Der letzte Bischof - Charles-François de Saint-Simon Sandricourt - des im Zuge der französischen Revolution aufgelösten Bistums von Agde starb 1794 unter der Guillotine.Während der Völkerwanderung und dem Frühmittelalter ist Agde mehrfach erobert und zum Schauplatz von Verwüstungen geworden: 475 kamen die Westgoten und im Jahr 500 die Allemannen, welchen die Deutschen noch heute ihre Bezeichnung im Französischen verdanken. 725 kamen die Mauren (bzw. damals Sarazenen) und wenige Jahre später 737 Karl Martell, der besonders schlimm wütete.Im 14. und Anfang des 16. Jahrhundert waren es keine Eroberer, sondern die Pest, die der Stadt schwer zusetzte. Im 17. Jahrhundert plante Kardinal Richelieu nach der Niederschlagung des Aufstandes im Languedoc (siehe Stadtgeschichte von Pézenas) einen großen Militärhafen, welcher einmal abgesehen von dem vor dem Viertel Rochelongue im Meer gelegenen Fort Brescou allerdings niemals verwirklicht wurde.Mitte des 19. Jahrhunderts wurde Agde an das entstehende Eisenbahnnetz angeschlossen, was eine gewisse Standortattraktivität und Wachstum mit sich brachte. Die Trasse führte nicht zuletzt deshalb an der Stadt vorbei, weil sich Pézenas mit Händen und Füßen dem Transportmittel Eisenbahn verweigert hatte.1939 nahm Agde ca. 25.000 vor Franco geflohene spanische Flüchtlinge in einem Lager auf, von denen viele später in der Stadt geblieben sind. ___________________________________________________________________________________________________Ihr Besuch in AgdeDer Altstadtkern und die wuchtig wie eine Befestigungsanlage wirkende Kathedrale St. Étienne des Hauptortes Agde sind im Mittelalter überwiedend aus dem schwarzen Stein des Basaltstromes errichtet worden, der zu dem in unmittelbarer Nähe gelegenen Vulkan Mont St. Loup gehört. Dies erzeugt eine sehr besondere Atmosphäre und Stimmung, die allerdings mitunter bedrückend wirkt.In der Altstadt treffen Sie auf kleine spätmittelalterliche Gassen voller Boutiquen, Läden, Ateliers und Künstler. Nicht so umfangreich, aber ähnlich denen von Pézenas. Eine Erkundung lohnt sich sehr.Die Kathedrale St. Étienne ist ein Konglomerat der Epochen und am Ende eher zu einer religiös-wehrhaften Trutzburg geworden. Dieser sich als erstes und gleichsam als Wahrzeichen aufdrängende Eindruck wird durch den schwarzen Stein noch verstärkt. Bereits im 9. Jahrhundert begonnen wurde sie erst im 16. Jahrhundert vollendet und geweiht. In den frühen 2000er Jahren nahm man an, dass das bis dahin nicht zugeordnete hölzerne Altarkreuz ein Werk Michelangelos sein könnte, was sich jedoch nicht belegen lässt und auch von der Ausführung her wohl recht unwahrscheinlich ist. Sei's drum, bilden Sie sich ruhig ein eigenes Urteil.Ganz anders wird Ihnen die Atmosphäre auf den Terrassen bei der Kathedrale und am Ufer des Hérault erscheinen. Hier öffnet sich die Stadt und fügt sich in die Landschaft ein, der sie angehört. Flußabwärts entdecken wir beidseitig Bootsanlegestellen und idyllisches Uferleben. Direkt flußaufwärts die zentrale Brücke, die den Verkehr zirkulieren läßt. Dahinter am Ufer gegenüber macht sich der Canal du Midi auf seinen Weg Richtung Béziers und weiter zur Garonne und dem Atlantik, gesäumt von Platanen. Verweilen Sie etwas. Mit ein wenig Glück können Sie im Sommer auf dem Fluss genau hier entweder das Training oder sogar Wettkämpfe im traditionellen Fischerstechen (mit Lanzen bewehrte "Fischer" versuchen, sich gegenseitig von den Auslegern ihrer Boote ins Wasser zu stossen) verfolgen.Hinweis: Am letzten Juni-Wochenende jeden Jahres finden die "Journées du Terroir" (Tage der Region/Heimat) statt, Markt und Veranstaltungen. Gehen Sie hin, wenn Sie zu dieser Zeit im Süden sein sollten.Von Agde aus gelangen Sie entlang einer sehr stimmungsvollen Strasse auf der linken Flussseite des Hérault zu dem Ortsteil Le Grau d'Agde direkt an der Flussmündung. Der Ort hat keine besondere Geschichte, ist aber ganz beschaulich gestaltet und besitzt eine kleine reizvolle Strandpromenade. Zu beiden Seiten der Héraultmündung signalisieren am Ende einer ins Meer hineingebauten Kaimauer die "vielleicht kleinsten Leuchttürme der Welt" allen heimkehrenden Fischkuttern den Mündungseingang. Am Strand findet alljährlich ein auch international frequentiertes Beachvolleyballturnier statt.Der Ortsteil La Tamarissière liegt auf der gegenüberliegenden Mündungsseite des Hérault. Während der Sommermonate besteht eine direkte Fährverbindung mit Grau d'Agde, so dass man nicht bis zur Brücke im Hauptort zurückfahren muss, um dorthin zu gelangen. Es handelt sich um den kleinsten Stadtteil von Agde, welcher recht malerisch in einem Pinienhain angelegt ist.Der Stadtteil Le Cap d'Agde liegt östlich des erloschenen Vulkans Mont St. Loup (113 Meter), dessen Entstehung vor 750.000 Jahren die eigentliche Landmasse des Caps ausgebildet hat. Es handelt sich um einen seit Anfang der 1960er Jahre der Sache nach konsequent ausgebauten Touristenort mit den typischen Angeboten wie Wassersport, Aqualand, Jachthafen, Discos, Boutiquen für touristische Artikel aller Art an der Hafenpromenade, "leicht überteuerte" Restaurants etc. pp. Eine gewisse europäische Bekanntheit genießt der Ort auch wegen seines Naturistenviertels. - Sie haben bereits mitbekommen, dass es sich hierbei nicht um unseren Lieblingsplatz im Languedoc handelt, was Sie aber auch nicht davon abzuhalten braucht, sich ein eigenes Bild von der Sache zu machen. - Nur eine Bitte hätten wir an Sie: wenn Sie dort irgendwo einkehren sollten, vergewissern Sie sich doch bitte, dass es sich bei der in verschnörkelter Schrift geschriebenen Vier auf der Speisekarte am Ende nicht doch um eine Neun handelt, die sie dann in Euro bezahlen müssen.TIPP: Der Mont Saint-Loup ist ein autofreies Naturschutzgebiet und erwanderbar. Dort oben haben Sie einen fantastischen Weitblick über die gesamte Umgebung.TIPP:Rochelongue gehört zwar auch zu Cap d'Agde und ist eine kleine Ansammlung von touristischen Appartments, aber räumlich von dem eigentlichen Ort völlig abgetrennt und überhaupt nicht so mondän, sondern eher familiär. Hier befindet sich unser in den letzten Jahren bevorzugter Badeplatz: Breiter Strand mit feinem Sand, große, in das Meer hinein aufgeschüttete Basaltbrocken brechen die Wellen und bilden einige kleine Badebuchten, die sich gerade für Familien eignen. Hier sammeln Sie nicht nur Muscheln am Strand, sondern auch lebende Miesmuscheln (bitte auf die Größe achten; nicht die Kleinen nehmen!), welche das Abendessen bereichern, wenn Sie mögen.