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Die Weine des Languedoc
Der Weinanbau hat im Languedoc eine lange Tradition. Er ist das schlagende, pulsierende Herz der Landwirtschaft. Sein Zyklus prägt
und bestimmt das Leben der Region über die Jahreszeiten hinweg. Unzählige Weingüter finden sich überall nur wenige Meter abseits der
Strassen; nicht selten sind sie an landschaftlicher und als Hof auch archtiktonischer Schönheit kaum zu überbieten beziehungsweise
bemühen sich genau darum im freundschaftlichen Wettstreit miteinander.
In alter Zeit allerdings wurde sehr viel mehr Wein kultiviert (das drei- bis vierfache), als dies heute der Fall ist. Man kann sich kaum
vorstellen, woher denn nur die Anbauflächen dafür hergekommen sein könnten, und doch ist es so. Eine vergleichbare Entwicklung lässt
sich auch in anderen traditionellen Anbaugebieten beobachten.
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Kurze Geschichte des jüngeren Weinanbaus
Um die Mitte des 19. Jahrhunderts herum wütete eine Reblaus, welche nach und nach sämtliche Weinstöcke vernichtete und damit
auch die Existenzgrundlage der Güter und Menschen, die vom Wein lebten. Mit der Hilfe von resistenten Rebsorten aus Kalifornien und
der Arbeit einer kompletten Rekultivierung von letztlich Jahrzehnten gelang es jedoch, den Schädling loszuwerden.
Um 1900 herum aber fielen die Preise dramatisch aufgrund der landesweiten Überproduktion sowie dem Import von damals
schwer gepanschten (Zucker, Wasser, Wein aus Rosinen und Resten sowie dem Zusatz chemischer Substanzen) Billigimporten aus
Spanien, Italien und Algerien. Eine regelrechte Preisschraube kam in Gang, welche die Existenz der Winzer erneut bedrohte und
zudem immer stärker in die Überproduktion zwang.
Was geschieht also in Frankreich bei solcher Situation? Richtig, Revolution! - 1907 kam es im Languedoc zum Aufstand. 600.000
Landarbeiter protestierten überall in der Region mit dem Slogan: "Nieder mit den Betrügern, es lebe der Wein!". Ihre Forderung
war die Einführung einer staatlichen Qualitätskontrolle gegen Missbrauch und Überproduktion. 600 Gemeinden traten aus Solidarität
zudem in den Steuerstreik und über 400 Kommunen setzten gar die komplette Verwaltung aus.
Und der Staat? - Der reagierte mit hilfloser Gewalt und setzte die Armee ein. Es kam zu Toten und Verletzten, der Aufstand wurde
blutig bekämpft und seine Anführer arrestiert, unter ihnen der charismatische Weinbauer Marcellin Albert, welcher am 9. Juni 1907 zum
passiven Widerstand gegen den Staat aufgerufen hatte.
Als die Auseinandersetzungen immer weiter eskalierten, musste Paris schließlich doch nachgeben. Was folgte war ein grosser Sieg
der Landbevölkerung des Languedoc, welcher in der Erinnerung noch heute gegenwärtig ist. Es wurde ein gesetzliches Verbot für
gepanschte Weine und ausserdem Kontrollbefugnisse für die Hersteller verabschiedet. Dazu eine komplette Amnestie.
Was die Weinbauern des Languedoc erreicht hatten, war nichts weniger als der erste und entscheidende Schritt hin zu den
A.O.C. Weinen Frankreichs (Appellation d'Origine Controlée), eben jenes Kontrollsystem, welches die Qualität, Güte und Herkunft
der französischen Weine garantiert, und welches letztlich auch die Basis dafür legte, dass der französische Wein im 20. Jahrhundert
seine weltweit geschätzte Spitzenposition erlangen konnte.
Zu verschiedenen Phasen wurde auch die Überproduktion - der sogenannte Weinsee - schrittweise zurückgebaut. Genau festgelegte
Anbauflächen und auf diese bezogene Ertragsmengen regeln heute die Weinproduktion.
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Die Weine des Languedoc
Jede Weinregion kultiviert aufgrund der vorherrschenden Boden- und Klimaverhältnisse bestimmte Rebsorten, die sich für den Anbau
besonders eignen. Natürlich gilt dies auch für das Languedoc. Im folgenden finden Sie die wichtigsten Rebsorten der hiesigen Weine in
aller Kürze benannt. Für am Detail Interessierte haben wir die entsprechende Wikipedia-Seite jeweils mit dem Namen verlinkt.
Zu ihrem Kurzverständnis der Klassifizierungen vorab:
Wenn Sie auf einem Etikett neben einem Phantasienamen wie CHEVALIÈRE CLAUDE erfahren, dass es sich bei dem Wein z.B. um eine
"Appellation d'Origine Controlée Côteaux de Pézenas" handelt, dann ist dies ein in der Qualität entsprechend geprüfter Wein aus
zumeist verschiedenen Sorten zu dem angegebenen Gebiet gehörender Lagen. Die Begriffe "verschiedene Sorten", "Verschnitt" und
"Lagen" bedeuten ausdrücklich nicht zusammengepanscht, sondern nur dass man aus der Ernte und für die verschiedenen Zwecke die
jeweils besten Weine herstellt. Verstehen Sie das bitte nicht falsch! Das genannte Beispiel betrifft von der Bezeichnung her einen Wein
der örtlichen Winzergenossenschaft.
Wenn es dagegen in der Angabe z.B. "Appellation Controlée du Château Cassan" heisst, dann sind das auch verschnittene Weine, aber
eben nur aus den Lagen dieses einen Herstellers, welcher die Ernte nicht zur Genossenschaft brachte, sondern den Wein selbst
herstellte (er kann dennoch Mitglied der Genossenschaft sein, wahrscheinlich sogar).
Finden Sie aber neben dem Namen die Rebsorte auf dem Etikett abgedruckt, dann ist es kein zusammengestellter Verschnitt, sondern
ein Wein auschliesslich dieser Sorte. Je nachdem kann es sich aber auch wieder um den Wein einer Genossenschaft oder nur eines
Herstellers handeln.
Es gibt unterhalb der AC und AOC Klassifizierungen die sogenannten Vin de Pays und Vin de Table und darüber im Wesentlichen die
Grand Cru und Grand Cru Classé Weine. - Wichtig zu wissen ist, dass in Frankreich wirklich alle Weine sauber sind und die Ethik ihrer
Herstellung vom geringsten bis zum edelsten aller Weine mindestens ebenso nationales Kulturgut darstellt, wie es der Käse tut.
WEIßWEINE
Sauvignon Blanc ist eine auf der ganzen Welt verbreitete Rebsorte, welche sich mit ihrer natürlichen Süße hervorragend für die
Herstellung von Apéritifweinen, wie etwa den Muscat eignet. Sie ist sehr alt und stammt auch in ihrem Ursprung aus Frankreich.
Der Chardonnay gilt ähnlich dem Riesling als Traube für sehr hochwertige Weine, welche stark im Aroma und ansonsten recht trocken
sind sowie hier im Languedoc je nach Lage einen wunderbar erdigen Geschmack aufweisen können.
Die Sorte Piquepoul Blanc ist sehr säurehaltig und bringt damit einen spritzigen, erfrischenden Wein hervor, der sich sehr gut zu dem
Verzehr von Fisch und Austern aus dem Étang de Thau eignet, mit denen er auch untrennbar verbunden ist. Seit dem Reblausbefall ist
die Traube sehr selten geworden und findet sich heute nur noch kultiviert in einem nordspanischen Gebiet, in dem berühmten
Châteauneuf-du-Pape und eben dem Picpoul-de-Pinet in unmittelbarer Nachbarschaft zu Pézenas.
Auch der Grenache Blanc ist ein selten gewordener Wein, der nur noch in Südfrankreich und verschiedenen Gebieten Nordspaniens
kultiviert wird, da er intensiver Pflege und Sorgfalt bedarf. Wenn er gelingt, ist das Aroma dieses Weines sehr vollmundig. Ansonsten,
und das geschieht häufiger, wird er zu besonders hochwertigen und ehrlichen A.O.C. Weinen verschnitten.
ROTWEINE
Cabernet Sauvignon ist eine ursprünglich natürlich entstandene Kreuzung aus den Sorten Cabernet und Sauvignon und gehört zu den
weltweit am meisten bestockten Weinen. Der grosse Vorteil dieses Weines ist seine Intensität in Geruch, Farbe und Ausdruck sowie
seine unglaubliche Fähigkeit im Geschmack genau die Erde und Landschaft wiederzugeben, der er entstammt. Hier im Languedoc ist er
im Aroma bestimmend und eindeutig, allerdings dabei nicht zu schwer und überaus gut verträglich.
Der Merlot ist die andere sehr weit verbreitete Rebsorte im Süden. Sie ist schwerer und dunkler als der Cabernet Sauvignon, was nicht
im mindesten verwundert, wenn man um ihre Herkunft aus den Anbaugebieten des Bordeaux weiss.
Ausserdem, aber deutlich seltener, finden wir noch die Sorte Syrah, bei der es sich um eine sehr hochwertige, aber nicht sonderlich
ertragreiche und auch nicht eben pflegeleichte Traube handelt. Sie ist genetisch mit dem Pinot Noir verwandt; im Languedoc wird sie
häufig zur Herstellung von besonders edlen Roséweinen verwendet.
Schliesslich ist noch die aus dem Languedoc selbst stammende Traube Cinsault hervorgehoben zu erwähnen, welche nicht nur ein
wichtiger Bestandteil vieler A.O.C. Weine der Region ist, sondern auch als Tafeltraube genossen wird, obwohl ihre Trauben gleich einem
typischen Merkmal hierfür recht klein ausfallen. Darüber hinaus finden wir auch sie in den Roséweinen des Landes.
TIPP: KUNST & WEIN - In Zusammenarbeit mit dem Verkehrsverband Val d'Hérault (Office de Tourisme) findet stets im Sommer eine
Veranstaltungsreihe in den Weingütern rund um Pézenas statt, welche regionale Kunst (Malerei, Skulptur, Fotoaustellungen & Literatur)
mit der Weinkultur des jeweils ausrichtenden Weinguts verbindet. - Das lohnt sich sehr, wenn man an dem Flair und der Atmosphäre
der Weingüter interessiert ist, wie sie im Languedoc zu den Authentischsten in ganz Europa zählen.
Die Hausweine von LES HIRONDELLES
Sie haben sicher gelesen, dass wir selbst über Jahre hinweg in einem Haus namens “Les Hirondelles” gewohnt haben, einem alten
Handelhof aus dem 17. Jahrhundert an der Hauptstrasse in Pézenas. Als Geniesser des Landes, der Region und des kulinarischen
Lebens haben wir dabei mit der Zeit unsere Vorlieben und Favoriten auch beim Wein entdeckt. Wir stellten irgendwann fest, dass auch
die ganz einfachen Weine sehr edel sein konnten und fanden heraus, welche davon uns die Liebsten sind. Sie alle kauften und kaufen
wir nur noch offen über selbst mitgebrachte Kanister für Preise zwischen 85 Cent bis 1,30 Euro / Liter. Wenn Sie mögen, so nehmen Sie
Anteil daran.
1) Der leichtere Rote für jeden Tag und fast jedes Essen: Vin de Table der Cave Coopérative de Faugères. Das ist ein sehr
bekanntes Gebiet am Übergang zur bergigen Region im erweiterten Hinterland, ca. 25 Kilometer von Pézenas entfernt. Hier gibt es
überdies im Guide Hachette (bekannter Weinführer) besonders prämierte Weine und sehr freundliches Personal. Verkosten Sie ruhig ein
wenig das Angebot.
Die Wegbeschreibung finden Sie im Kapitel "Aktivitäten" unter "Baden am Fluss" bzw. dem "Ausflug Nr. 4".
2) Für die etwas kräftigeren Rot- und Weißweine: Vin de Pays der Cave Coopérative de Montpeyroux. Der Rote passt sehr gut zu
rotem Fleisch bzw. zu deftigen Mahlzeiten.
Die Wegbeschreibung finden Sie im Kapitel "Ausflüge", wenn es zur "Grotte de Clamouse", der "Pont du Diable" oder nach "St.-
Guilhem-le-Desert" geht.
3) Zum Fisch, zu Austern oder Muscheln: Vin de Pays der Cave Coopérative de Pinet. Hier lohnt sich überdies auch eine
Weinprobe. Den berühmten Picpoul erkennen Sie stets an seiner schlanken Flasche mit übergangslosem langen Hals.
Die Wegbeschreibung finden Sie im Kapitel "Sehenswürdigkeiten" unter "La Garrigue".
Weine des Languedoc - Lebenssaft des Südens