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Haut Languedoc - Causse de Larzac, Viaduc de Millau, Roquefort ...
Wahrscheinlich habt Ihr inzwischen schon festgestellt, dass wir hier nicht nur das Mittelmeer haben, sondern ebenso eine ganz
außergewöhnliche Landschaft mit vielfältigen Kulturhöhepunkten dahinter. Rund und komplett wird das aber nur, wenn wir uns noch ein
wenig weiter hinauf wagen und auch das Haut-Languedoc kennenlernen, welches als Gebiet einen grossen Naturpark bildet. - Machen wir
uns also auf den Weg.
ZEIT: Ca. 6 - 8 Stunden ++
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Was nimmt man denn in der Kühlbox so mit auf diese langen Unternehmungen? - Natürlich die Dinge des Südens! Ist doch klar. Würzige
Trockenwurst (sprich Salami vom Markt), Käse (auch würzig), Tomaten, Paprika, natürlich Oliven, Baguette, gekochte Eier, Salz, Pfeffer
etc. - Man schnippelt sich hier sein Picknick vor Ort zusammen und hat - wenn man in der Gruppe unterwegs ist - immer etwas
besonders Delikates zum Herumgeben dabei. Fehlen dürfen natürlich auch nicht Wasser und Säfte, aber ebenso wenig der Rotwein oder
an heißen Tagen das kühle frische Bier. Warum nicht, das ist kein Stilbruch. - Alles sowieso in Maßen, denn schliesslich ist man ja mit
dem Auto unterwegs und will sowohl Landschaft als auch Kulturelles mit klaren Sinnen genießen.
Auf der Hauptstrasse Richtung Montagnac aus Pézenas heraus und am zweiten Kreisel auf der A75 nach Norden bis hinter Lodève. Hier
geht es bereits steil in die Berge hinein auf die "Causse du Larzac", einem Kalkstein-Hochplateau mit großartiger Landschaft, welches
Gastgeber der ersten Abschnitte unseres heutigen Ausfluges über die Berge des Languedoc sein wird.
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Station 1 - Le Cirque de Navacelles
Wir nehmen die Ausfahrt 52 bei Soubès auf die D25 Richtung St.-Pierre-de-la-Fage und St.-Maurice-Navacelles. Dort geht es nach
links auf die D150 bis Sie den Cirque de Navacelles erreichen.
Zuvor aber bleiben wir bei dem Aussichtspunkt "La Baume Auriol" stehen und schauen uns das Spektakel
zunächst aus der Vogelperspektive an. In der Tat atemberaubend!
Es handelt sich um einen 400 Meter tief in die dortige Karstlandschaft eingegrabenen Talkessel mit dem
winzigen Weiler Navacelles und einer Art natürlichen Dreieckspyramide in seiner Mitte. Ausgewaschen durch das
Flüsschen "Vis" und eingerahmt sowohl von dem Plateau als auch den Schluchten des Flusslaufs. Beeindruckend.
Dieser Ort gehört der Liste "Réseau Grands Sites de France" an, also den 35 beeindruckendsten Orten Frankreichs. Und das zu Recht!
Wollen Sie sich das Tal ein wenig erwandern? Nur zu, es lohnt sich. Gestalten Sie sich ihre Unternehmung bitte immer so aus, wie es
ihrem Rhythmus und ihrem Bedürfnis entspricht.
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Station 2 - Das Templerdorf La Couvertoirade
Das Haut Languedoc mit dem Plateau du Larzac war eine rechte Hochburg der Templer mit gleich mehreren Ordensniederlassungen und
Rückzugsgeschichten, so dass wir auf unserem Streifzug durch diese Gegend auf keinen Fall die noch sichtbaren Hinterlassenschaften
jener wohl geheimnisvollsten und Legenden behaftetsten Organisation des hohen Mittelalters übersehen dürfen.
Auf kleinen Strassen geht es von Navacelles aus zunächst nach Blandas und dort nach links Richtung Vissec. Dann nach rechts
abbiegend weiter in Richtung Sorbs und Le Cros. Alles in allem ein ziemliches Gekurve durch allerdings tolle Landschaft. Ab jetzt folgen
wir der Richtung Le Caylar und erreichen auf diesem Weg gewissermassen wieder die Zivilisation, in dem wir nach rechts auf die D9
einschwenken. Hinter diesem größeren Ort geht es entlang der Autobahn weiter, bis wir nach rechts in Richtung La Couvertoirade
abbiegen.
Das Dorf ist im 12. & 13. Jahrhundert von den Templern zu einer stark befestigten sogenannten "Kommendatarabtei" ausgebaut
worden. Dabei handelt es sich ursprünglich um einen Begriff des Kirchenrechtes ("commendare"), welcher die Übertragung von Besitz
oder auch Rechten und Verwaltungen an Dritte regelt. Die Templer haben u.a. mittels dieser Rechtsgrundlagen die Besitztümer und
Geldströme ihrer über einen Großteil Europas verteilten Kunden verwahrt, verwaltet oder transferiert. Nach heutigem Verständnis könnte
man auch von der weltweit ersten Großbank sprechen.
Die starke und - wie sich mehrfach zeigte - sehr wehrhafte Befestigung von La Couvertoirade sowie die gleichzeitige auch damals relative
Abgeschiedenheit spricht für ihre Bedeutung und einen Ort, an dem durchaus gewisse Schätze verwahrt worden sein könnten. Zudem
liegt der Ort im Languedoc - dem inoffiziellem Stammland der Templer -, wie es die meisten seiner Großmeister gesehen haben, lange
bevor die Region zum letzten Rückzugsgebiet wurde, nachdem der Orden an einem Freitag, den 13. im Oktober des Jahres 1307 auf
Befehl Philipp IV. in praktisch nur einer Nacht zerschlagen wurde. - Der Aberglaube bzgl. Freitag, dem 13. geht unter anderem auf dieses
Ereignis zurück.
In La Couvertoirade ist von der Anlage der Templer (Mauern, Wehrtürme, Bergfried, Ruinen der Kirche St. Christol, etc.) noch vieles zu
sehen; allerdings zumeist in Vermischung mit späteren Bauten, welche aus dem 14. Jahrhundert und damit der Malteserzeit stammen.
Das komplett mittelalterliche Flair des Ortes in Verbindung mit seinem Kontext zur kargen Landschaft des Plateau du Larzac schafft schon
eine ganz besondere Atmosphäre, welche Sie im Rahmen eines Spaziergangs genießen sollten.
Ebenso wie St-Guilhem-le-Desert und Minerve, welche sie gewiss schon besucht haben, ist La Couvertoirade auf der ca. 150 Weiler
umfassenden Liste der schönsten Dörfer Frankreichs zu finden.
Nun geht es zurück zur D9/D809 und weiter über das Plateau du Larzac.
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Station 3 - Le-Chaos-de-Montpellier-le-Vieux
Wir folgen der D809 (der Namenswechsel der Strasse kommt zustande, weil wir das Département Hérault verlassen und die Region hier
oben Midi-Pyrénées heißt) weiter in Richtung Millau.
Wir passieren das Dorf La Cavalerie, welches in den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts zu Bekanntheit kam, als es sich den Protesten
gegen den massiven militärischen Ausbau des Plateaus zunächst nicht anschliessen wollte (siehe auch Kapitel Lazarc), weil es zu einem
guten Teil vom Militär lebte. Nachdem man sich aber von der Regierung hintergangen fühlte (Konzept und Realität gingen auseinander),
gab es einen spektakulären Schwenk hin zu den Protestierern um den Bauernführer José Bové.
Auch hier findet sich solch eine Kommende der Templer, aus welcher die Burg aus dem 15. Jahrhundert hervorgegangen ist, die wir heute
sehen.
Weiter Richtung Millau. Vom Plateau führt die Strasse auf einer schönen Strecke hinunter in das dort breite Tal der Tarn. Kurz vor der
Stadt auf vielleicht halber Höhe erblicken wir unvermittelt aus der Ferne das Viaduc de Millau, welches sich aus dieser Perspektive hoch
aufragend, aber völlig schwerelos in seiner ganzen Länge über das Tal spannt.
TIPP: Dort unbedingt rechts auf einem Parkplatz stehen bleiben und den Anblick für ein paar Momente auf sich einwirken lassen. Das ist
schon etwas Besonderes.
HINWEIS: Wenn Sie von der karstigen Landschaft gar nicht genug bekommen können und dolomitartige Gesteinsformationen mögen wie
etwa das Felsenmeer in Mourèze, dann geht es jetzt weiter zu einem weiteren solchen Wunder der Natur. Ansonsten überspringen wir
diesen Abschnitt ab hier und machen mit der nächsten Station weiter.
In Millau kommen wir zunächst an eine Brücke über die Tarn (INFO: Am Eingang zur Stadt sehen wir links eines dieser
Schnellrestaurants mit dem großen M im Logo, welches ungewollt im Jahr 2000 zu europäischer Bekanntheit kam. Damals hat -
angeführt von José Bové - eine Gruppe von Globalisierungsgegnern sehr medienwirksam diese Filiale gewissermassen symbolisch
verwüstet). Kurz vorher aber biegen wir scharf rechts in eine kleine Strasse mit dem Namen "Rue du Causse Noir" ab und folgen dieser
wieder bergan auf eben jenes Plateau mit diesem Namen. Aus der Stadt schon wieder heraus geht es vorbei an winzigen Flecken, welche
sich "Longiers" und "Maubert" nennen. Unser Ziel ist "Le-Chaos-de-Montpellier-le-Vieux".
Die bizarren, durch Korossion und Verwitterung enstandenen Gesteinsformationen sind schon eine sehr besondere Laune der Natur. In
ihren Formen lassen sich so einige Motive erkennen, weshalb man früher auch angenommen hat, dass es sich nicht um natürliche
Phänomene handelt, sondern um Ruinen.
Nach unserem Spaziergang in dieser Gesteinswelt geht es auf dem gleichen Weg zurück nach Millau und auf die Hauptstrasse, von der
wir gekommen sind.
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Station 4 - Le Viaduc de Millau
Um das Viaduc zu erreichen müssen wir wieder zur Autobahn. In Millau überqueren wir zunächst die Tarn und passieren den folgenden
Kreisverkehr geradeaus. Am nächsten Kreisel nehmen wir den Weg nach rechts und am wiederum nächten Kreisel die zweite Strasse
auch nach rechts. Jetzt müssen wir uns auf der D911 (Avenue Charles de Gaulle) befinden und die Beschilderung sollte zur A75 und in
z.B. Richtung "Saint-Germain" führen. Die Strasse führt bergauf aus Millau heraus.
Beim Autobahnanschluss nehmen wir die Richtung nach Süden (Montpellier/Lodève). Wir gelangen hier an der Nordseite der Brücke zur
Mautstelle, welche noch bis ca. 2080 lang zu bezahlen sein wird. Dann soll die ursprünglich von Gustave Eiffel gegründete
Betreibergesellschaft ihre Investitionen amortisiert und einen entsprechenden Gewinn realisiert haben. Kurz vor der Brücke fahren wir
auf den Parkplatz und sehen uns das von Norman Foster bis 2004 errichtete Bauwerk von der dortigen Aussichtsplattform aus an.
Bitte lesen Sie alles weitere zur Geschichte dieses höchsten Viaducs der Welt in dem entsprechenden Kapitel unter "Sehenswürdigkeiten"
auf diesen Seiten.
Neben dem Aussichtspunkt gibt es hier auch ein Dokumentationszentrum mit Modellen etc. sowie die Möglichkeit in kleinen offenen
Bussen eine geführte Tour unter der Brücke hindurch zu machen, welche die Erbauung und Konstruktion sehr transparent zeigt.
Im Anschluss geht es dann also endlich über die Brücke selbst. Geniessen Sie diese kurzen Ausblicke. Auch jetzt in Bewegung entstehen
noch immer neue und sehr überraschende optische Effekte, von denen man sich fragt, ob das wirklich alles so geplant gewesen sein
konnte mit dieser 'Brücke in den Wolken'.
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Station 5 - Roquefort
Wir verlassen die Autobahn bei der nächsten Ausfahrt dann schon wieder und wenden uns der Landschaft des westlichen Larzac zu. Auf
der D999 geht es zunächst nach Westen bis Saint-Rome-de-Cemon und von dort nach Süden (links) auf der gleichen Strasse (D999)
weiter nach Roquefort-s-Soulzon, der Heimat des berühmten gleichnamigen Edelschimmelkäse. Dafür müssen wir noch einmal bei der
entsprechenden Beschilderung nach links abbiegen.
Der Ort ist überraschenderweise geprägt von der Herstellung des Roquefort-Käses. Zahlreiche Käsereien präsentieren sich und laden zur
Besichtigung bzw. natürlich auch zum Kauf ihrer Produkte ein.
Bereits die Römer kannten und schätzen den Schimmelkäse, der in den Kalksteinhöhlen dieser Region zur Reife gebracht wird. Seit
dem 11. Jahrhundert findet er in Klosterbüchern Erwähnung unter dem Namen Roquefort und schon im beginnenden 15.
Jahrhundert ist der Roquefort Käse durch Karl VI. - welcher freilich den ganz überwiegenden Teil seiner 44jährigen Regierungszeit in
geistiger Umnachtung verbrachte - aufgrund seiner besonderen Herstellung (Schafsrasse, Rohmilchbehandlung, der spezielle
Edelschimmel, Pikier- und Reifeverfahren unter den Umweltbedingungen der dortigen Kalksteinhöhlen etc.) monopolistisch geschützt
worden.
In unseren Tagen ist die Region aufgrund der weltweiten Nachfrage nicht mehr in der Lage genügend Rohkäse zu liefern, so dass dieser
im Rahmen einer speziellen Qualitätskontrolle teilweise sogar aus Spanien und Korsika importiert wird.
Die Herstellung des Roquefort in der Kurzversion:
(1) Die heimischen Lacaune Schafe des Plateau du Larzac (Weidegebiet bis hin zu den Héraultschluchten) liefern die Morgen- und
Abendmilch.
(2) Bereits die Milch wird mit dem Edelschimmel geimpft, welcher den hübschen Namen "Penecillium roqueforti" (Verwendung auch bei
anderen Blauschimmelkäsen wie z.B. Gorgonzola) trägt. Der Pilz wird dafür auf Roggenbroten gezüchtet und pulverisiert.
(3) Daraus wird ein Rohkäse hergestellt, dem die Molke vollständig entzogen ist (ca. 1 Woche in perforierten Tonformen / häufiges
Wenden).
(4) In den Höhlen (bzw. auch künstliche Felsenkeller) des Massivs "Combalou" (17 Höhlen auf 12 Stockwerken / durchschnittliche
Temperatur 8 Grad / 95% Luftfeuchtigkeit bei hohem Sauerstoffgehalt) werden die Rohlaibe zunächst gesalzen und dann pikiert,
woraufhin Sauerstoff hineingelangt. Das führt zur Sporenbildung und Ausbreitung des Pilzes, so dass die typische Struktur der Löcher
entsteht.
(5) Erste Reifeperiode von drei Wochen.
(6) Einwickeln der Laibe in Zinnfolie und Verbringung in tiefere Teile der Höhlen zur zweiten Reife für ca. drei Monate.
Die ausgereiften Laibe haben ein Gewicht zwischen 2,5 - 3 Kilogramm. Im Ladengeschäft bekommen wir sie allerdings meist nur in der
Form schmaler Kuchenscheiben zu sehen, denn ganz billig ist gerade dieser feine Käse nicht.
Wir empfehlen unbedingt die Besichtigung der Felsenkeller, in denen der Käse reift. Mehrere Hersteller (z.B. Société oder Papillon)
bieten ganzjährig Führungen mit ausführlicher Dokumentation an. Das lohnt sich und ist zum Ende hin bei der Käseprobe außerdem noch
sehr schmackhaft.
Schliesslich kehren wir zur D999 zurück und wenden uns nach links Richtung St.-Affrique.
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Heimweg durch die Berge
Am Ortseingang von Saint Affrique (der Name bezieht sich nicht etwa auf Afrika, sondern selbstverständlich auf einen Heiligen aus dem
6. Jahrhundert, welcher hier der Legende nach verstarb) biegen wir nach links auf die D7 ab und fahren noch ein Stückchen entlang des
Flüsschens "La Sorgues" am südwestlichen Rand des Plateau du Larzac.
Hinter dem Weiler St-Félix-de-Sorgues biegen wir rechts von dieser Strasse ab und pirschen uns durch die Landschaft und mehrere kleine
Flecken weit vor bis Fayet. Ein Stückchen hinter diesem Dorf wiederum geht's nach links auf die D12 mit der Hauptrichtung Brusque und
dann Saint-Gervais-s-Mare. Besonders letzteres ist noch einmal ein ziemlich idyllisches mittelalterliches Dörfchen.
Wir kommen jetzt auf einem längeren Stück durch das Haut Languedoc mit allen Ansichten und landschaftlichen Ausprägungen, die für
diese Region und für die Corbieren typisch sind mit Ausnahme eines der mehreren Stauseen, die es hier oben auch gibt (dafür jedoch
hätten wir noch einmal eine andere Route und Umweg wählen müssen).
Zurück im Département Hérault nennt sich die Strasse erst D53 und dann D922, nachdem wir in unserer Richtung noch einmal links
abgebogen sind. Wir passieren das genannte Saint-Gervais und erreichen schließlich Hérepian. Wir queren den Ort und folgen dabei der
Richtung Béziers, so gelangen wir auf die D909a. Wer mit uns zuvor schon in den Gorges d'Héric gewesen ist, der wird die Strasse
wieder erkennen und weiß, dass es nun rasch nach Hause geht. Bei Faugères biegen wir nach links auf die D13 ab. Jetzt noch schnell
durch Gabian, durch Roujan und schon ist Pézenas wieder erreicht.
Wer nach einem solchen Tag am Abend auf der Terrasse bei einem ausklingenden Roten nicht übervoll mit Bildern und Eindrücken ist,
dem wäre in dieser Hinsicht wirklich kaum zu helfen.
Aber das gibt es ja gar nicht :-)
AUSFLUG 7: Über die Berge