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Bis nach Spanien - Besuch bei Salvador Dali Wieso sollte man während eines Urlaubs im Languedoc und Südfrankreich denn überhaupt bis nach Spanien wollen? - Nun, einmal abgesehen von dem Umstand, dass das Okzitanische mit dem Katalanischen in Sprache und Kultur gewisse Verwandtschaften aufweist, haben wir irgendwann festgestellt, dass viele Bekannte regelmässig eine Tour nach Spanien machen, um gewisse Dinge wie etwa Tabak, Alkohol, aber auch Lebensmittel und Drogerieprodukte deutlich günstiger (da niedrigere Steuern) auf Vorrat zu kaufen. Wir fragten uns, was da wohl dran ist und versuchten es einfach auch einmal. Dabei stellten wir fest, dass die Pyrenäen und besonders die Grenze eine großartige Landschaftserfahrung mit sich bringen, genau dort wo das Gebirge auf das Mittelmeer trifft. Na ja, und dann ist es bis Figueras und einem Besuch bei Dali sowieso nicht mehr weit. Hier also unsere kleine Tour bis Spanien ... ZEIT: Tagesausflug ____________________________________________________________________________________________________ Wir rüsten uns aus für die Bedürfnisse eines langen Tages des Unterwegsseins und brechen auch nicht zu spät auf, um je nachdem für Dali oder den Einkaufsbummel ein wenig Zeit dabei zu haben. Für den Fall, dass wir auch den Einkauf von Fleisch bzw. Wurstwaren (sehr günstig) planen, lohnt sich die Mitnahme einer Kühltasche. Bei vielen Gelegenheiten gibt es obendrein die Möglichkeit zum raschen Bad im erfrischenden Nass des Mittelmeeres. Da kann man auch schon mal ein paar Badesachen dabei haben. Weil wir ja bis zu den Pyrenäen vordringen wollen, machen wir uns gleich Richtung Autobahn auf den Weg, um das erste Stück schnell zu überbrücken. Es geht also auf der Hauptstrasse in Pézenas Richtung Béziers über die Ampel über den ersten Kreisel hinweg und am Ortsausgang beim 2. Kreisel auf das neue Teilstück der A75 (seit 2011 / das ist die kostenlose Autobahn, welche von Paris aus über das Massiv Central nach Süden führt / siehe auch Viaduc de Millau). Richtung Béziers treffen wir dann auf die A9 und folgen der Richtung "Barcelone". Auf dieser Autobahn bleiben wir erst einmal. Kurz vor Perpignan kommt ein Parkplatz, der sich "Aire de Salses" nennen müsste. Eine erste Pause lohnt sich dort, denn es gibt einen Durchgang unter der Autobahn zu dem in unmittelbarer Nähe gelegenen "Fort de Salses" (Foto oben). Es handelt sich um eine sehr stark befestigte Grenzfestung aus dem späten 15. Jahrhundert, welche den Herrschaftsbereich der spanischen Könige absicherte. Dieses Fort ist im Rahmen der Erbfolgeauseinandersetzungen zwischen den frz. und spanischen Königen und auch im dreißigjährigen Krieg mehrfach angegriffen und belagert worden, konnte aber niemals eingenommen werden, weil es - anders als die mittelalterliche Burg - durch seine massive Bauweise und Konstruktionsprinzipien auch der zu jener Zeit noch jungen Artillerie dauerhaft standhielt. Sehr sehenswert. Direkt hinter Perpignan verlassen wir die A9 bei der Abfahrt 42, um uns den Weg über die Küstenstrasse zur Grenze zu suchen. Zunächst sind wir wieder auf der N9 (zurück Richtung Stadt) und nehmen dann aber nach rechts den Weg über die N114 nach Argeles-sur-Mer. Das ist wiederum eine 4-spurige Schnellstrasse, der wir bis zur Abfahrt 13 folgen. Ab hier nehmen dann wir das Strässchen direkt an der Küste entlang und haben einen kurvigen Genuss vor uns. ____________________________________________________________________________________________________ Station 1 - Von Collioure bis Lianca  Collioure ist der erste grössere Ort, den wir passieren. Im Zentrum liegt eine von der Festung "Château Royale" und der angeschlossenen Wehrkirche "Notre-Dames-des-Anges" (17. Jahrhundert) geschützte Bucht mit Promenade und Sandstrand. Neben Argeles und Banyuls-sur-Mer ist das Städtchen bei den Touristen der "Côte Vermeille" recht beliebt und bekannt. Weiter geht es bergauf und runter von Cap zu Bucht zu Cap und so weiter bis zunächst nach Banyuls-s-Mer. Hierbei handelt es sich um ein Schmugglernest für in alter Zeit begehrte Waren. Wer allerdings ehrlich bleiben wollte, der versuchte es mit dem Weinbau oder der Fischerei. Heute wäre das so eine Stelle, an der sich z.B. mal kurz ins Meer springen liesse. Rauf und runter lassen die auf das Meer treffenden Berge im folgenden nicht mehr viel Platz für Ansiedlungen, so dass auf französischer Seite nur noch Cerbère und später auf spanischer Seite Portbou kommen. Dann ist das Stück 'Gebirge trifft auf Meer' überwunden. Zum Innehalten und für den besonderen Ausblick bieten sich das "Cap Rederis" und das "Cap Cerbère" an. Es gibt immer mal die Möglichkeit für eine besondere Aussicht anzuhalten; da sollte man nicht lange zögern, denn die Gelegenheiten sind relativ rar und die freien Plätze, Randstreifen etc. zumindest im Sommer ziemlich begehrt. Auf spanischer Seite sollten wir die Gelegenheit nutzen, in dem Ort "Colera" kurz anzuhalten, um den Unterschied auf uns wirken zu lassen bzw. uns die Füße am dortigen Strand zu vertreten. Kurzum, alles wirkt deutlich ärmlicher als auf französischer Seite, obgleich man den Bauten in Fassade und Schmuck sehr wohl ansieht, dass sie einst bessere und prächtigere Tage gesehen haben. Dieser nördlichste Abschnitt der Costa Brava ist auch bald 40 Jahre nach Franco noch immer recht entwicklungsbedürftig. Kaum zu verstehen, dass z.B. der Tourismus innerhalb von nur wenigen Kilometern eine solche Wendung nehmen kann (ein ähnliches, allerdings nicht ganz so deutliches Phänomen lässt sich ebenfalls an der frz.-italienischen Reviera beobachten). Bei Lianca verlässt die Strasse (N 260) das Meer und wendet sich in das Landesinnere. Wer unsere Station 2 - Figueras auslassen möchte, der biegt nun bitte bei "La Garriguella" (erkennt Ihr das Wort Garrigue?) rechts auf die C252/GI604 ab und folgt der Richtung "La Jonquera" bis zur N11 und dort wieder rechts. ____________________________________________________________________________________________________ Station 2 - In Figueras zu Besuch bei Salvador Dali In Figueres fahren wir immer geradeaus in das 'Centro' hinein und folgen den Hinweisen zum "Teatro Museo Dali". Dort in der Nähe suchen wir uns einen Parkplatz. Figueras ist die erste grössere Stadt in Spanien. Sie hat eine ganz schnuckelige, sich den Berg hinaufziehende Fußgängerzone und auch eine kleine Ramblas, welche wir gegebenenfalls auf unserem Weg in die Stadt hinein passiert haben. Überragt wird sie an ihrem höchsten Punkt von der achteckigen Festung "Castell de Sant Ferran". Bei dem Museum Dali handelt es sich im Kern u m das ehemalige Theater der Stadt, welches im spanischen Bürgerkrieg (1936) zerstört wurde. Salvador Dali (in der Region aufgewachsen) baute es mit Unterstützung der Stadt ab 1960 zu einem Museum nach seiner Vorstellung um, bis es 1974 eröffnen konnte und noch über seinen Tod 1989 hinaus immer weiterwuchs. Der Museumsbau selbst ist bereits ein Kunstwerk und längst Wahrzeichen der Stadt geworden. Die Exponate im Innern sind nicht immer das, was man von Dali aus Katalogen und Ausstellungen her kennt. Natürlich gibt es die berühmte Mae West Installation und unzählige Studien seiner Frau Gala. Darüber hinaus jedoch hauptsächlich Objekte, welche extra für diesen Ort geschaffen wurden und von daher seinem eher umstrittenen Spätwerk angehören. Sofern man gewillt ist, sich darauf einzulassen, so bekommt man durchaus Erstaunliches zu sehen. Zum Beispiel eine Vielzahl optischer Effekte, die man so nicht kennt oder gar vermuten würde. Einmal ganz offen, wie z.B. den Saal mit den optischen Experimentalinstallationen, dann aber auch versteckt und völlig überraschend. Beispiel: Im grossen Foyer mit der Glaskuppel und der Glaswand zum Innenhof hängt an einer der Wände eine großformatige Version von Galas berühmter Rückenansicht, zusammengesetzt aus kleinen, farblich entsprechenden Quadraten. Nun versuchen Sie mal, dieses Bild mit ihrer DigiCam zu fotografieren. Es geht nicht! Ihre Kamera fotografiert ein Portrait von Abraham Lincoln (Bild unten), denn sie sieht das Bild in einer anderen Auflösung als das menschliche Auge. - Warum sich Gala nun ausgerechnet in den alten Abe Lincoln verwandelt, darüber darf man getrost spekulieren :) Zu der Person Dalis, seinem Werk, seinen diversen Widersprüchen und seiner Exzentrik sei hier einmal nichts weiter angemerkt; das liest man kritisch besser bei viel kompetenteren und zuständigeren Quellen nach. Wir wollen lediglich darauf hinweisen, dass das Museum in Figueras etwas wirklich Besonderes ist unter den Installationen dieser Art weltweit. - Als wir in 1985 zum ersten Mal an diesem Ort waren, lebte Dali nach dem Tod von Gala bzw. dem Auftreten seiner Parkinson Erkrankung abgeschieden in einem der Öffentlichkeit natürlich nicht zugänglichen Teil des Gebäudes, ohne es bis zu seinem Tod kaum jemals noch einmal zu verlassen. Das Wissen um seine Anwesenheit schuf seinerzeit eine besondere Atmosphäre in dem damals längst noch nicht so stark frequentierten Museum. Heute ist der Flügel der damaligen Wohnung mit Dachterrasse etc. in die Ausstellung mit einbezogen. Dali selbst liegt unter einer Platte in dem oben erwähnten Foyer bestattet. Sein Körper ist einbalsamiert (erhält sich für angeblich mindestens 300 Jahre) und der Sarg innerhalb einer Krypta im Untergeschoss zugänglich, inklusive Glasplatte zum Reinschauen. Irgendwie gruselig kitschig, aber so war er halt, der "genial verrückte" Dali. Wenig oberhalb des Museums ist die Strasse (N11a) leicht zu finden, welche in unserer Richtung nach Norden wieder aus der Stadt herausführt. Falls Sie noch keine echte Picknickpause eingelegt haben, so gibt es hier linker Hand einen grösseren Park, der sich mit auch Bänken und Tischen sowie Auslauf für die Kinder sehr gut dazu eignet. Ansonsten folgen wir der N11 bis "La Jonquera". ____________________________________________________________________________________________________ Station 3 - Einkaufen in La Jonquera und Le Perthus La Jonquera ist eigentlich ein kleines Dorf rechts von der Landstrasse. Wir aber nehmen nur ein Sammelsurium an Supermärkten, Großtankstellen und Autohöfen mit hunderten von LKWs entlang etlicher Kreisverkehre wahr, nämlich das europäische Nadelöhr im Fernverkehr zur iberischen Halbinsel entlang der unmittelbar benachbarten Autobahn. Sie sollten jetzt einmal gründlich den Wagen volltanken. Billiger geht es nicht. Im Vergleich zu Frankreich kann das an guten Tagen über 20 Cent/Liter je nach Kraftstoffart ausmachen. Sie wissen es längst, der deutsche Superkraftstoff heißt hier nach der Oktanzahl 95 und E10 Benzin ist natürlich auch als solches ausgezeichnet. Ansonsten, wenn Sie einkaufen wollen, so empfehlen wir das grosse Einkaufszentrum La Tramuntana, welches Sie rechter Hand am zweiten Kreisel sehen, den Sie mit Beginn dieses Grenzauflaufes passieren. Witzigerweise sind die Preise innerhalb ein und derselben Kette hier binnen weniger Kilometer mitunter sehr unterschiedlich. Und La Tramuntana ist so eine Kette. In diesem vom Hype am weitesten entfernten Laden können Sie das meiste ruhig kaufen, das sie interessiert (wir empfehlen Tapasprodukte, Oliven, Peperoni etc., gegebenenfalls Waschmittel und Toilettenartikel, aber kein Fleisch, denn da kennen wir eine bessere Adresse). Weiter geht es einige Kilometer bergauf bis zu dem Grenzort Le Perthus. Die Besonderheit an diesem Ort, durch den die Strasse nun mitten hindurch führt, ist, dass in unserer Fahrtrichtung die linke Seite der Strasse zu Frankreich gehört und die rechte Seite zu Spanien. Dementsprechend steppt rechts der Strasse der Bär in Sachen billigem Hamsterkauf. Hier versammelt sich alles, was an der Grenze einkaufen möchte und rangelt um Parkplätze. Keine Sorge, wenn Sie besonders appetitliches und gutes Fleisch oder Tabak kaufen werden, ist das Parkproblem schon gelöst. Ordnen Sie sich vor dem ehemaligen Grenzposten rechts der Strasse ein und folgen Sie diesem Weg bergauf. Am Eingang des eigentlichen Ortes sehen Sie am steil werdenden Berg rechts ein knallrotes Tramuntana Kaufhaus. Auf dessen Dach gibt es ein Parkhaus mit auch bei totalem Parkchaos noch freien Plätzen. Sie bekommen einen Zettel, den Sie beim Einkauf an der Kasse abstempeln lassen müssen (40 € sollten es sein, um umsonst zu parken). Angeschlossen ist ein Tabakladen, so dass das bei Rauchern problemlos funktioniert. Wenn Sie aber Feinschmecker und dazu kein Vegetarier sind, so sollte das auch etwas werden. In dem Laden befindet sich unten eine Fleischerei mit tollen Sachen und Wurstgeschichten, wie Sie sie in Deutschland weder zu solchen Preisen noch in dieser Qualität sehen. Ansonsten hier aber bitte nichts kaufen, das eigentliche Kaufhaus ist teurer als das andere in La Jonquera. Eine Etage darüber gibt es eine Parfümerie und eine IT Abteilung. Letzteres ist in Deutschland allerdings günstiger. Ansonsten kann man sich entlang der Hauptstrasse in dem Ort noch nach Parfüm- und Drogerieprodukten sowie Textilien umsehen. Viel Spass dabei und bitte keinen Stress entwickeln. Für die kulturell ganz hart Gesottenen sei angemerkt, dass sich auf der französischen Seite auf dem Berg die durchaus sehenswerte Festung "Fort Bellegarde" befindet, welche den sehr frequentierten Pass seit dem 17. Jahrhundert bewacht und im Kern auf Vorgängereinrichtungen bis ins 13. Jahrhundert zurückblickt. HINWEIS: Die Bestimmungen zum grenzüberschreitenden Einkauf ändern sich ständig und die Kontrollen hinter Perthus sind intensiv. Die französische Besonderheit ist seit einigen Jahren, dass per Fahrzeug und nicht nach Personen gerechnet wird. Also bei Tabak und Alkohol ein wenig aufpassen. Für gewöhnlich werden Fahrzeuge mit deutscher Nummer dort unten vom Zoll nicht heraus gewunken (Annahme: Sprachbarriere), aber man weiss ja nie.   ____________________________________________________________________________________________________ Heimweg Von Le Perthus aus geht es die idyllische Strasse aus den Bergen heraus durch den Kurort Le Boulou (wenn Zollkontrolle, dann zumeist hier), wo wir wieder auf die A9 treffen, welche wir für den rascheren Weg nach Hause nehmen wollen. Die Stadt Perpignan mit ihrem durchaus schon sehr katalanischen und südländischem Flair haben wir auf diesem Ausflug ausgelassen, da es zu viel geworden wäre und sie auch nicht originär in unser Programm passt, was ihre Sehenswertigkeit in keiner Weise schmälert. Der Palast der Könige von Mallorca (13. Jahrhundert) und die Kathedrale Sant Joan Baptista (14. Jahrhundert) sind sehr sehenswert. Die Stimmung der Stadt sowieso. Je nach Planung und Zusammenstellung dieses Ausfluges kann es auch sein, dass Sie z.B. statt Figueras familientechnisch etwas realisieren wollen, wie etwa den Besuch der Réserve Africaine de Sigean, welche hin oder zurück direkt auf dem Weg liegt. Auch das macht sehr viel Sinn. Die Hauptsache ist ja doch, dass am Ende ein perfekter Tag herausgesprungen sein wird.

AUSFLUG 6: Bis nach Spanien